Lebenshof Birkenweiler
Der Lebenshof Birkenweiler hat in mir die wahre Leidenschaft für Pferde und die Hufpflege entfacht. Bereits seit meinem 15. Lebensjahr hatte ich die regelmäßige Möglichkeit, an den Wochenenden auf dem Hof zu helfen. Gemeinsam mit einer guten Freundin machten wir uns jeden Samstag früh am Morgen auf den Weg nach Deutschland. Jedes Mal zauberte uns die Fahrt durch die Allee ein Lächeln ins Gesicht. Wir durften unseren Kindheitstraum erfüllen und den ganzen Tag mit den Pferden verbringen, sei es beim Misten, Füttern oder anderen Aufgaben, die bei der Betreuung der vielen Tiere anfielen.
Mit der Zeit übernahmen wir immer mehr Verantwortung und durften auch bei der Ausbildung der Pferde und im Reitunterricht die Reitschüler*innen unterstützen. Durch die unterschiedlichsten Pferde auf dem Lebenshof Birkenweiler und die fachkundige Unterstützung von Franziska Schlittner habe ich mich zu dem Pferdemenschen entwickelt, der ich heute bin. Ihr umfangreiches Fachwissen über Pferde und die individuelle Anpassung des Trainings und der Ausbildung auf jedes Pferd und Mensch-Paar sind von unschätzbarem Wert.
Eines Wochenendes begann einer der ersten Hufpflege Lehrgänge des Lehrinstituts Zanger auf dem Lebenshof. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel über Hufe wusste, war es faszinierend, den angehenden Hufpfleger*innen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen, und ich wusste schnell, dass ich dieses Handwerk ebenfalls erlernen wollte. Bereits ab dem ersten Kursblock war ich von der Welt der Hufe und ihrem Einfluss auf die komplexe Anatomie der Pferde fasziniert. Da ich neben der Ausbildung regelmässig auf dem Hof war, hatte ich auch zwischen den Kursblöcken die Gelegenheit, das Gelernte zu üben. Mit der Unterstützung von Franziska Schlittner (u.a. Hufpflegerin FBA und Schulleitung des Standorts des LTZ) durfte ich unzählige Hufe bearbeiten und Pferde über längere Zeit begleiten, was besonders am Ende der Ausbildung enorm wertvoll war.
Nach meinem Schulabschluss begann meine intensive Zeit mit den Pferden. Ich hatte die Möglichkeit, ein Praktikum auf dem Lebenshof zu absolvieren und mein Wissen über Pferde in vielerlei Hinsicht zu erweitern. Dabei ging es sowohl um die Ausbildung der Pferde und die tägliche Arbeit mit ihnen als auch um den Bereich der Hufpflege. Ich hatte viel Zeit, mich mit den unterschiedlichsten Hufen der Pferde auseinanderzusetzen. Da der Lebenshof Pferde und Ponys unterschiedlichster Rassen gerettet hatte, war die Palette an verschiedenen Hufen und "Problemhufen" schier endlos. Im Laufe des Jahres konnte ich viele Pferde betreuen und mich über den Fortschritt ihrer Hufe freuen. Auch der tägliche Umgang mit der Herde war für mich eine äußerst wertvolle Erfahrung. Da ich die Tiere nicht nur in der Halle oder bei der Arbeit beobachten konnte, sondern auch bei ihrem natürlichen Umgang mit ihren Artgenossen, konnte ich eine besondere Bindung und Vertrauen zu den verschiedenen Individuen entstanden ist.
Ganz nebenbei, neben den täglich anfallenden Arbeiten, konnte ich einen tiefen Einblick in die natürliche Dynamik und das Sozialverhalten dieser majestätischen Tiere gewinnen. Es erforderte Feingefühl und Einfühlungsvermögen, um das Vertrauen und den Respekt der Herdenmitglieder zu gewinnen. Durch die Arbeit in der Pferdeherde konnte ich die Bedeutung von Kommunikation, Rangordnung und Zusammenhalt innerhalb der Gruppe hautnah erleben und ein tieferes Verständnis für das Wesen und die Bedürfnisse der Pferde entwickeln. Dieses Gefühl, ein Art Teil der Herde zu sein, kam natürlich nicht von einem Tag auf den anderen. Seit meinem ersten Reitlager auf dem Lebenshof Birkenweiler im Alter von 8 Jahren stand ich liebend gerne am Zaun und beobachtete die Herde stundenlang. Mit der Zeit durfte ich ihnen immer näherkommen und intensiver mit ihnen arbeiten, bis es zur Normalität wurde, mit diesen wunderbaren Tieren zu interagieren. Über die Jahre hinweg wurde die Pferdeherde, bestehend aus über 70 Fluchttieren, auf dem Lebenshof Birkenweiler, der Ort an welchem ich mich am wohlsten fühle und der mich mit Energie und Freude erfüllt. Bis heute hat sich meine Freude, wenn ich auf den Hof fahre, kein bisschen verringert.
Die Pferde warten gespannt bis sich das Tor zur Weide öffnet.